Beschreibung
Die heute dominierenden Tongeschlechter Dur und Moll haben sich in dieser Ausschließlichkeit erst im 17. Jahrhundert etabliert. Vorher waren sie 2 von 7 möglichen „Tonarten“ (man spricht von Modi oder Kirchentönen). Dabei ändert sich die Lage der Halbtonschritte innerhalb der jeweiligen Tonleiter, ausgehend von jedem Stammton (c, d, e, f, g, a, und h). Ende der 1950er Jahre hat der Trompeter Miles Davis dieses Konzept auf den Jazz übertragen – und ihn damit revolutioniert. Diese Skalen ließen sich nämlich ganz hervorragend auf die Harmonik des Jazz anwenden und wurden schnell zum Bestandteil der Improvisationslehre.
Für die meisten Zuhörer klingen heute diese alten Tonarten… neu. Die Miniaturen basieren auf den 7 aus der Antike überlieferten und im Mittelalter umgedeuteten Skalen ionisch, dorisch, phrygisch, lydisch, mixolydisch, äolisch, lokrisch und transponieren sie auf jeden der 7 Stammtöne; so ergeben sich 49 kurze Klavierstücke mit durch die jeweilige Tonart bedingter eigener Klangcharakteristik.
Trotz Verwendung dieser (und anderer) Skalen sind die Miniaturen kein modaler Jazz, da es sich zwar stilistisch, aber nicht inhaltlich um Jazz handelt (da sind sie viel näher an Schumanns Kinderszenen oder Griegs Lyrische Stücke). Sie verbinden drei eigentlich unvereinbare Komponenten: mittelalterliche Musiktheorie, romantisches Klavierstück und Jazz-Stilistik.
Die 49 Miniaturen eignen sich für fortgeschrittene Klavierschüler klassischer Prägung (ungefähr ab dem 3. Jahr), die ihren Horizont um Klänge und Spieltechniken der Popularmusik erweitern möchten oder die einfach nur neugierig sind. Die kurzen Charakterstücke bieten verschiedene Schwierigkeitsgrade (hier standen Schumanns Kinderszenen Pate) und sind inhaltlich zu Suiten zusammengefasst. Es werden keine Improvisationsfähigkeiten verlangt.
Peter Wondra ist Musikpädagoge, Komponist und aktiver Musiker in den Bereichen Klassik und Pop / Rock / Jazz. Er arbeitet als Notensetzer und Arrangeur für diverse Verlage. Seine musikalische Lebenserfahrung „zwischen den Stühlen“ der E- und U-Musik spiegelt sich auch in seinem Klavierwerk wider, wie den Präludien, Fugen und Kanons in Das Wohltemperierte Jazz-Piano (2009) und den mit modalen Skalen spielenden Suiten der 49 Miniaturen.
The Frankfurter Publisher, Edizione, Frankfurt am Main
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